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Montag, 1. Februar 2010

Vierter Eintrag.

Meine blaue Blume war ein rotes Glühen.

Ich reiste dem Krieg hinterher, sah mich selbst in den Nachrichten, wie ich im Hintergrund über die Straße ging, wie ich bei Feuergefechten in den Städten Leichen zählte. Ich war vielleicht der Einzige, der einen wirklichen Grund hatte dort zu sein. Rohstoffe, Politik, Religion, das alles interessierte mich nicht. Ich war hier, weil ich nicht wusste wo ich sonst hätte hin sollen. Weil ich sonst nirgends hin konnte. Schicksal ist ein schwieriger Begriff. Mein Schicksal war kein selbst gewähltes. Ich hatte mir mein Leben so zu recht gelegt, so konstruiert, dass es für mich keine andere Option gab. Ich zog in meinen eigenen Krieg. Jeder Mensch hat nur genau einen einzigen Weg den er gehen kann. Er kann in Kreisen gehen, er kann umdrehen, er kann links oder rechts entlang gehen. Aber jeder Schritt hinterlässt einen Fußabdruck und die Summe der Schritte bedeutet immer nur genau einen einzigen Weg. Schaut man zurück, muss man sich selbst diesen Weg erklären. Man muss einen Sinn darin finden, einen Sinn darin kreieren. Tut man das nicht, wird man verrückt, kann man sich gleich selbst umbringen.

Hass und Wut hatten sich schon nach wenigen Wochen in dem neuen Land abgekühlt. Hass und Wut können dein Leben nur kurz bestimmen, sind flüchtige Emotionen, die sich schon nach dem nächsten Schlaf auslöschen können. Die Idee jedoch, in meinem eigenen Leben gefangen zu sein, mein innerstes Ich authentisch zu leben ließ mich weiter kämpfen. Ich war nicht auf der Seite der Feinde meines Feindes. Meine Motive waren simpel und ich teilte sie mit Niemandem.

Ich habe in jener Zeit viele Verbrechen nach diesen, weniger nach jenen Maßstäben begangen. Aber sie waren nicht der Grund warum ich heute eingesperrt vor einem schmalen Schreibtisch sitze und diese Zeilen mit dem vermutlich kleinsten Bleistift der Welt niederschreibe. Es war jedoch eine Zeit die mich veränderte. Der Jonathan davor war ein anderer. Man sagt, niemand kommt aus dem Krieg wirklich heim. Man kommt nur zurück. Aber die Schritte wurden gemacht, die Fußabdrücke sind für immer zu sehen.

Ich kann die goldenen Blätter in der Sonne glitzern sehen. Nichts wird dich da draußen retten.

2 Kommentare:

  1. Ich glaube nicht, dass ein Mensch nur einen Weg hat, den er gehen kann. Er hat IMMER die Wahl! Deshalb ist er Mensch.

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  2. Darum geht es doch gar nicht. Du kannst im Leben selbstverständlich immer einen anderen Weg einschlagen und dir bleibt die Wahl, aber der Weg den du hinter dir lässt ist immer nur eine Strecke. Damit hat Jonathan recht.

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