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Donnerstag, 4. Februar 2010

Sechster Eintrag.

Ich hatte in einem binären System gelebt. Und ich war sein Gefangener. Es gab für mich nur richtig oder falsch, nur gut oder schlecht, nur Kopie oder Original, nur an oder aus. Der Fehler lag jedoch – heute ist mir das klar – nicht in meiner Schwarzweißmalerei, sondern in meiner Grundannahme, dass das Universum nur genau ein Zentrum hat. Mich. Ich war der Fix-Punkt und alle Rechnungen und Formeln gingen von mir als Basiswert aus. Ich dachte, ich würde die Welt verstehen, ich dachte wenn irgendwo eine Tür aufgeht, geht auch irgendwo eine Tür zu. Wenn es Dunkel ist, ist auch irgendwo Licht.

Aber es gibt keinen Fixpunkt, keinen Basiswert. Die Basis ist eine Variable und alles verändert sich. Jeder mögliche Moment trägt jeden beliebigen anderen möglichen Moment in sich. Wenn eine Tür zu ist, geht nicht eine andere Tür auf. Wenn eine Tür zu ist, ist sie auch potenziell offen. Licht entsteht nicht durch Dunkelheit, sondern ist Dunkelheit. Relativ zu jedem beliebigen Moment unserer Existenz entfaltet sich das Leben neu.

Eine Erkenntnis die mich dem Wahnsinn ein Stückchen näher brachte. Aber noch war ich in einem staubigen Land, das mehr Waffen als Blumen besaß. Es war als wäre ich inmitten der Hölle aufgewacht. Neue Fragen überschwemmten meine Gedanken. Ich musste weg, hier würde ich keine Antworten finden. Aber wo sollte ich hin? Wo würde ich finden was ich suchte.

Diese Reise, die Antwort auf meine Fragen, die mit einem Verbrechen endete, dass die Welt noch nicht gesehen hatte, auf das die Welt nicht vorbereitet war, begann genau in diesem Moment. Wie Vergil startete ich in der Hölle. Ich will hier noch nicht verraten, ob diese Reise auch wie seine endete.

Alles ist an seinem Platz. Zwei Farben sind in meinem Kopf. Was wolltest du sagen?

1 Kommentar:

  1. Faszinierend. Kann es kaum erwarten bis zum nächsten Eintrag. Ich bin gespannt, wie lange Jonathan den Spannungsbogen halten kann.

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