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Montag, 15. Februar 2010

Zehnter Eintrag.

Wer will stelle sich vor:

Ein kolonialer Feldherr, mit langem Schnauzbart, weiter Hutkrempe, kleinen Fuchsaugen und gut geputzten Schuhen. Auf seinem Pferd reitet er, unterstützt von seiner Garnison durch ein afrikanisches Hinterland. Das Gewehr trägt er lässig an der Seite während sein Blick die karge Landschaft absucht. Irgendwann stößt er schließlich auf fremdes menschliches Leben. Er beobachtet die Menschen aus sicherer Entfernung, analysiert sie, schreibt auf was er sieht, denkt bei einer Pfeife im Abendrot über diese oder jene verwunderliche Eigenschaft nach und ölt dabei sein großes Gewehr.

Dann kommt der Tag, an dem der Feldherr einschreitet. Er sieht wie Fremden eine ihm seltsam erscheinende Zeremonie veranstalten und wie dabei ein Mensch sein Leben lässt. Er sieht auch wie ein junges Kind allerlei Rituale über sich ergehen lassen muss, als es in die Pubertät kommt. Der Feldherr fühlt sich verpflichtet einzuschreiten. Seine Werte scheinen ihm vernünftiger. Seine Vernunft wirkt kühl und logisch in ihm. Sein Gewehr hält dem Vergleich mit einem ihrer Bögen stand. Götter und Religion, Tradition und Ritual, all das muss getilgt werden. Diesen Fremden muss geholfen werden. Ihre Kinder müssen gerettet werden und eine Chance auf ein menschenrechtes Leben erhalten.

Der koloniale Feldherr ruft also seine Garnison zusammen und reitet zu den Fremden. Festgefahren in ihren Traditionen und ihren falschen Göttern zeigen sich die Fremden unaufgeschlossen. Der Feldherr hat es bereits befürchtet. Er wollte nicht, was nun passieren musste. Wildes Getöse und furchtbare Schreie hallen durch die Nacht. Die Gewehre halten dem Vergleich mit ihren Bögen stand.

Eines Nachts ging ich durch die Straßen und hörte die gedämpften Schreie eines Mädchens. In einer Seitengasse sah ich sie. Sie war blond und trug kleine rote Schuhe. Zwei Männer hielten sie fest und zerrten sie tiefer in die Dunkelheit. Sie war vielleicht 19 oder 20 Jahre alt. Schlank und groß. Sie hatte nicht genug Kraft um sich gegen die Männer zu wehren. Auch wenn sie es bitterlich versuchte. Die Männer hatten verzückte Gesichter und lachten leise und schnauften, während sie versuchten die Arme und Beine des Mädchens stillzuhalten und sie gleichzeitig ihrer Kleidung zu entreißen. Als sie ihr schließlich die Hose ausgezogen hatten drückte sie einer der Männer auf den Boden, während der andere seine eigene Hose lockerte. Der Widerstand s Mädchens war nicht mehr so vehement wie zu Beginn. Ihr war die Kraft ausgegangen. Sie weinte, ihre Augen von der Angst weit aufgerissen.

Ich überlegte was zu tun war. Und wie ich so da stand und beobachtet wie der Mann seine Hosen abstreifte und begann sich auf das Mädchen zu legen passierte etwas mit mir. Die Zeit stand still und ich sah mich mit Eva im Paradies stehen. Vor uns war der Apfelbaum. Aber wir aßen den Apfel nicht. Wir legten uns einfach vor den Baum und schliefen miteinander.

Ich hätte dem Mädchen damals in der dunklen Gasse helfen können. Aber ich wollte kein Feldherr sein. Vernunft war überhitzt und nicht kühl. Ich wollte keinen Völkermord im Namen der Menschenrechte begehen.

Letzte Nacht ist die Straße in sich selbst zusammengefallen. Tatsächlich ist sie sogar entzwei gebrochen.

3 Kommentare:

  1. Wieso Völkermord?
    Das ist die alte Frage nach:
    Heiligt der Zweck die Mittel. Ich meine Ja.
    Doch wer beurteilt die Moral des Zwecks? Jemand auf Kohlbergs Stufe 6 da?

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  2. Habe diesen Blog soeben erst gefunden und bin gefesselt. Er muss weitermachen!

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